Ich wollte mir einen lang ersehnten Wunsch erfüllen, den ich bereits seid ca. vier oder fünf Jahren hatte. Damals bin ich bei meinen geschichtlichen Recherchen auf diverse Motten gestoßen. Leider gibt es nicht viele solche Bauwerke, die es, wie die Hoch- und Spätmittelalterlichen Burgen, zu besichtigen gibt. Motten sind in dieser Region auch sehr rar oder wurden schon im Hochmittelalter um oder ausgebaut. So zum Beispiel das Schloss Brake oder die Iburg. Dennoch musste ich, durch meine erwähnten Recherchen, voller Verwunderung feststellen, dass wir gleich drei Motten in Lippe haben. Eine die in Lage- Hörste gestanden haben sollte, beruht nur auf Spekulationen und wurde angeblich schon im Frühmittelalter geschliffen. Aber es blieben noch zwei weitere. Das war, wie ich fand, eine bemerkenswerte Menge! Zum einen die Motte Burg Alt Sternberg, die noch bis zum Bau der Burg Sternberg parallel im Hochmittelalter genutzt wurde, und die Motte Uffo Burg, die im Frühmittelalter aus rätselhaften Gründen wieder aufgegeben wurde. Genau dehalb haben wir uns als Ziel gesetzt, das Rätsel dieser Motte zu ergründen.
Da die Motten nicht immer einfach zu finden sind, war ich froh, dass sich heraus stellte, dass Leif, der im Nachbarort der Motte wohnt, wusste wo sich die Burg befindet. Seinem Vater war diese nämlich schon von Kindesalter an bekannt. Gerade mal fünf Minuten Kutschfahrt von seinem Haus aus, bogen wir in einen kleinen Waldweg ein. Einen Parkplatz für die Kutsche suchte man dort vergebens und so musste ein kleiner Sandplatz als solcher herhalten. Eine steile Erhöhung vor uns ließ mich schon erahnen, wo die Position der ehemaligen Befestigung gelegen hat und ich hatte mich nicht geirrt. Dennoch wollten ich es mir nicht nehmen lassen, als Jarl von Hethliud und zusammen mit meinen Huscarl Leif, nicht nur die Motte zu besichtigen, nein wir wollten sie Symbolisch als Statussymbol mit Schildern, Lanze und Axt einnehmen! Das machte den kurzen aber dennoch sehr steilen aufstieg nicht gerade angenehmer. Noch ziemlich am Anfang des Hügels wies uns eine Infotafel über eine alte Legende eines Werwolfartigen Geschöpfes hin, an welches früher viele Menschen im ganzen Land geglaubt haben, uns aber natürlich keine Angst einjagte. Glücklich darüber doch bewaffnet die Reise angetreten zu haben, gelangten wir erschöpft endlich auf ein kleines Plateau. Was laut Aussage meiner Frau Asbirg „nur ein kleiner Hügel im Wald ist“, raubte mir den Atem. Man konnte noch sehr gut die Reste des Erdwalls, des Grabens und der ehemaligen Toranlage sehen. Was für einen einfache ,,Hügel im Wald“ sind, sind für mich Zeugen vergangender Tage. Genau hier an diesem Ort hat vor ca 1200 Jahren ein Fürst oder Hausmeier entschieden eine Befestigung zu errichten. Durch Bauern und Soldaten Hände wurden Wälle und Gräben errichtet, die heute noch mehr als gut sichtbar zu erkennen sind. Dort wurde gelebt, gearbeitet und gekämpft. Die genaue Bedeutung der Anlage ist unklar, aber ich weiß, dass in Porta Westfalica die Franken gegen die Sachsen im Tal gekämpft haben. Da liegt es nahe, dass die Anlage eventuell die Grenzen geschützt hat. Wir haben selbstverständlich die Anlage erst einmal ausgespäht und wurden überrascht: Im inneren der Anlage wurde einem mystisch und unheimlich zumute. Denn in der gesamten Anlage befanden sich aus Stein aufgehäufte und perfekt ausbalancierte Steinfiguren und Holzkonstruktionen. Ob sich hier nur jemand einen Spaß erlaubt hatte oder tatsächlich gar ein Hexenzirkel am Werk war, konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Immerhin sorgten die immer wieder auf dem Gelände auftretenden Felsvormationen, die wie stumme Wächter in der Gegend standen, für ein ungutes Gefühl. Dazu kam, dass ein wilder Eber dort sein Revier hatte, was wir an seinen Spuren in der Anlage erkennen konnten. Ein recht frischer und von grauen Nebelschleiern verhangener Herbsttag, machten unser Unwohlsein nicht gerade besser. Jedes kleine knacken und rascheln ließ uns umdrehen, um die Gegend zu mustern. Dennoch ließen wir diesen historischen Ort auf uns wirken.
Ich habe mich immer gefragt, in wieweit ein Hügel, Erdwall und Holzzaun damals wohl schützen konnten. War es nur eine kurze Hürde um den Gegner einen Moment aufzuhalten oder doch ein sicherer Rückzugsort? Da wir die Gelegenheit hatten so einen Ort mit eigenen Augen zu begutachten, wenn auch nur noch kleine Reste davon übrig war, waren wir uns sicher, dass so eine Anlage nahezu uneinnehmbar war. Die schmalen Pfade, steilen Hänge und die Wälle, die höher und mit Palisaden bestückt waren, sowie die Gräben die um einige Meter Tiefer als heute gewesen sein dürften, machten einen Einschüchtern Eindruck. Durch die mitgebrachten Waffen, konnten wir einige wichtige Erkenntnisse machen. Man brauchte nicht viele Krieger um so einen schmalen Weg den Hang hinauf zu verteidigen. Mit einer Lanze oder Axt in der Hand, bekam man auch ein Gefühl, was man damit gegen Erdwälle und Palisaden erreicht hätte. Zumal dürften es die damaligen Schuhe und die Verteidiger auf den Wällen unmöglich gemacht haben die Hänge hinauf an die Palisade zu gelangen. Eine Terrasse die unterhalb des Hügels komplett herum führte, lies erahnen, dass dort einmal zumindest ein weiterer Erdwal oder sogar eine Palisade gestanden haben muss. Wir wussten, dass die Pfade die hinauf fühten nur sehr unwahrscheinlich die Originalen waren. Aber wie es uns von anderen Burgen bekannt war, hat man damals die Zugänge immer schmal und steil angelegt. Da wir ja auch Rundschilde dabei hatten, die auch damals so benutzt wurden, konnten wir ein gutes Gefühl dafür bekommen, wie gut man mit wenig Besatzung so eine Anlage verteidigen konnte. Da das Sonnenlicht an diesem, sowieso schon grauen Tag langsam schwand, machten wir uns als bald wieder auf zum Abstieg. Wir ließen uns aber nicht nehmen, in einem der Schutzhütten hinterlegtem Gästebuch eine Nachricht zu hinterlassen. Dort stand nun: ,,Jarl Halfdan und sein Huscarl Leif waren hier.“
Zugegeben ist dieser Ort keiner den ich alleine im Dunkeln besuchen möchte. Ich bin nicht abergläubisch, aber dennoch habe ich Respekt vor Dingen, die wir nicht Verstehen und kennen. Vielleicht nur als Hobby oder zum Spaß hat sich jemand die Mühe gemacht, auf außergewöhnliche Art und Weise, Steine in Formationen zu bringen und auszuloten, was bei einem grauen Herbsttag, in einem Verlassenen Waldstück, irgendwo im nirgendwo, wie Magie gewirkt hat. Aus Historischer Sicht haben wir großen Respekt vor diesem Ort und ich würde ihn jederzeit, bei Tageslicht, wieder besuchen. Die Geschichte ist dort spürbar und die Eindrücke bleiben tiefer als jeder Burggraben. Die ganze Anlage, wenn man sie findet, ist voller Infotafeln und es ranken sich zahlreiche Sagen um diesen Ort. Was meiner Ansicht daher kommt, dass man leider kaum etwas über den eventuellen Erbauer, den Graf oder Hausmeier Uffo, weiß. Der Ort wurde aus Kostengründen, bis auf eine kleine Ausgrabung von Otto Werth, leider nicht weiter untersucht. Mir liegt viel daran, dass er nicht in Vergessenheit gerät.